Hauptstadt der Cyber-Sicherheit

Bochum hat sich mit einem Drei-Säulen-Modell zum wichtigsten Standort der IT-Sicherheitsbranche gemausert. Eine Entwicklung, die viel Potenzial birgt.

Frage: Welche Stadt ist Deutschlands Hauptstadt der IT-Sicherheit – Hamburg, München oder Berlin?
Antwort: Bochum. Was für den Laien vielleicht erstaunlich klingen mag, ist für Experten überhaupt keine Überraschung. Bochum, die 370 000-Einwohner-Stadt mitten im Ruhrgebiet, hat sich in den vergangenen Jahren zum Zentrum für alles das entwickelt, was mit der Sicherheit von Computerdaten zu tun hat. Mit Unternehmen wie dem Erfinder des Antivirus, G DATA, mit innovativen Start-ups und mit dem Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit der Ruhr-Universität Bochum (HGI), das weltweit eine der führenden Institutionen für Cybersicherheit ist, hat sich mitten im Ruhrgebiet ein Cluster gebildet, wie es ihn sonst in Deutschland nicht gibt. „Als Ausbildungsstandort für IT-Sicherheitsexperten ist Bochum sogar die Nummer 1 in Europa“, sagt Thorsten Holz, Professor für Systemsicherheit am HGI. Mehr als die Hälfte aller deutschen Experten wird hier ausgebildet.

Der Standort Bochum habe einfach alles, was es braucht, findet Thomas Wollinger, Geschäftsführer bei ESCRYPT, einem Unternehmen, das sich auf IT-Sicherheit für eingebettete Systeme, zum Beispiel in Autos, spezialisiert hat. „Es gibt hier eine sehr gute Ausbildungssituation, eine starke Konzentration von Experten und Unternehmen sowie von jungen Start-ups, die mit ihren innovativen Ideen dafür sorgen, dass wir hier immer am Puls der Zeit sind.“ Professor Christof Paar, Direktor des HGI, spricht von den drei Bochumer Säulen: Spitzenwissenschaft, Vernetzung zur Wirtschaft und Ausbildung. Und er lobt die „äußerst agile Wirtschaftsförderung“. Sie fördere bewusst die Unternehmen der Branche und unterstütze Start-Ups durch Beratung und die Bereitstellung von Infrastruktur und Räumen im eigens gegründeten Zentrum für IT-Sicherheit. Gefördert werde auch ein enger Kontakt zwischen Start-Ups, Unternehmen und Wissenschaftlern.

Die Nähe von Wissenschaft und Wirtschaft ermöglicht es Start-Ups, sich vor Ort direkt aus dem HGI auszugründen. 16 solcher jungen Unternehmen gibt es in Bochum inzwischen. ESCRYPT ist ein Beispiel, das den Erfolg zeigt. Das Unternehmen gründete sich 2004 aus dem HGI aus und hat heute Standorte in 15 Ländern weltweit. Doch auch wenn ESCRYPT inzwischen ein Unternehmen der Bosch-Gruppe, von Bochum in die weite Welt ausgreift, so betont Wollinger: „Wir sind gerne hier, nutzen die Vorteile des Standorts und werden auch vor Ort weiterwachsen.“

Auch Kai Figge, Gründer und Vorstand von G DATA, sieht Bochum als den richtigen Standort für sein Unternehmen, das vor 30 Jahren hier als erstes weltweit einen Antivirenschutz entwickelte. Besonders freut es ihn, dass sich Bochum als Ausbildungsstandort einen exzellenten Ruf erarbeitet hat. Figge: „Auf dem Campus trifft man Headhunter aus dem Silicon Valley, die neue Leute für Facebook, Google und Co suchen.“